Du betrachtest gerade Das Neudenken inklusiver Arbeitsstrukturen im Rahmen psychischer Erkrankungen und Behinderungen

Heute, am Welttag der psychischen Gesundheit, rückt das Thema der psychischen Erkrankungen und Behinderungen in den Fokus unserer Aufmerksamkeit. Dieser Tag bietet eine wichtige Gelegenheit, das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, mit denen viele Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen konfrontiert sind, und gleichzeitig innovative Ansätze zur Förderung der Inklusion in der Arbeitswelt zu beleuchten. In einer Zeit, in der psychische Gesundheit zunehmend anerkannt und ernst genommen wird, ist es entscheidend, neue Wege zu finden, um inklusive Arbeitsstrukturen zu schaffen, die die Teilhabe und das Wohlbefinden von Menschen mit psychischen Erkrankungen unterstützen. Wir, im Verein EX-IN M-V, haben uns dieser Herausforderung angenommen und zeigen durch praxisorientierten Ansätze, wie ein Umdenken in der Gestaltung von Arbeitsumgebungen gelingen kann. In diesem Artikel werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Entwicklungen im Verein vorgestellt, die dazu beitragen, eine inklusive Arbeitswelt zu schaffen, in der alle Mitarbeitenden ihr Potenzial entfalten können.

In der modernen Arbeitswelt wird es zunehmend wichtig, inklusive Arbeitsstrukturen zu schaffen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen die aktive Teilhabe am Beruf ermöglichen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse sowie innovative Ansätze, wie sie im Verein EX-IN M-V umgesetzt werden, zeigen, dass ein Umdenken in der Gestaltung von Arbeitsumgebungen erforderlich und möglich ist. Der Fokus liegt hierbei auf der Förderung von Stabilität und der Unterstützung individueller Bedürfnisse.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu inklusiven Arbeitsstrukturen

Forschungsergebnisse belegen, dass inklusive Arbeitsstrukturen das Wohlbefinden und die Produktivität von Mitarbeitenden mit psychischen Erkrankungen positiv beeinflussen. Anstatt die Mitarbeitenden in starre Kategorien wie „krank“ oder „gesund“ zu klassifizieren, wird ein salutogenetischer Ansatz verfolgt, der das individuelle Befinden in einem Kontinuum von Stabilität betrachtet. Dieser Ansatz fördert ein positives Selbstbild und ermöglicht es den Mitarbeitenden, ihre Fähigkeiten und Herausforderungen besser zu erkennen.

Studien zeigen, dass flexible Arbeitsmodelle, die es Mitarbeitenden erlauben, ihre Arbeitsumgebung und -zeit selbst zu gestalten, entscheidend für die Verbesserung der psychischen Gesundheit sind. Inklusive Arbeitsstrukturen sollten daher auf die Stärkung von Ressourcen und die Erhöhung der Stabilität ausgerichtet sein.

EX-IN M-V: Neudenken inklusiver Arbeitsstrukturen

Der Verein EX-IN M-V hat sich zum Ziel gesetzt, inklusive Arbeitsstrukturen zu entwickeln, die den Bedürfnissen von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen gerecht werden.

Wir erproben inklusive Strukturen in einem Team von 10 Personen, wobei 9 Mitglieder von chronischen psychischen Erkrankungen und Behinderungen betroffen sind.

Die Eckpunkte umfassen:

  1. Projektarbeit und Vielfalt der Tätigkeiten: Wir haben in unserer Projektarbeit verschiedene Bereichen, in denen Mitarbeitende tätig sind, darunter Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen, Medien, Bürotätigkeiten und Konzeptarbeit. Die Vielfalt der Tätigkeiten sorgt für die Möglichkeit einer passgenauen Erprobung individueller Stärken, die dann zu einer personenorientierten Ausgestaltung der Tätigkeiten in den Projekten führt.

  2. Salutogenetisches Wording: Anstatt von „krank“ oder „gesund“ zu sprechen, wird ein Fokus auf das Kontinuum von Stabilität gelegt. Ziel aller inklusiven Maßnahmen ist die Erhöhung der Stabilität, was die Mitarbeitenden in ihrer Selbstwahrnehmung und Entwicklung unterstützt.

  3. Individuelle Krisenpläne: Bei EX-IN M-V entwickeln wir individuelle Krisenpläne in Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitenden, um sie in schwierigen Zeiten zu unterstützen und ihre Ressourcen zu stärken. Diese persönlichen Pläne sind ein wichtiger Bestandteil unseres Ansatzes zur Förderung psychischer Stabilität.

  4. Flexible und hybride Strukturen: Die Teilnahme an Meetings ist sowohl vor Ort als auch digital möglich, was die Flexibilität erhöht. Alle Meetings finden an festen Terminen in der Woche statt (20 %), während die inhaltlichen Aufgaben dynamisch und in eigener Verantwortung erledigt werden können (80 %). Dies ermöglicht es den Mitarbeitenden, Aufgaben in ihren „Hochphasen“ zu erledigen, was ihre Produktivität steigert.

  5. Vereinfachte digitale Strukturen: Um den Zugang zu Informationen zu erleichtern, wurden Dashboards entwickelt, die eine einfache und stressfreie Navigation ermöglichen. So wird sichergestellt, dass niemand lange nach Inhalten suchen muss.

  6. Dynamische Strukturen mit festen Ankerpunkten: Die Kombination aus dynamischen Arbeitsstrukturen und festen Ankerpunkten für die Besprechung von Ergebnissen fördert die Teamdynamik und sorgt für Klarheit.

  7. Offene Teamkultur: Eine offene und wertschätzende Teamkultur, in der Symptome, die andere im Team beeinflussen, thematisiert werden, fördert das Verständnis und die Unterstützung innerhalb des Teams.

  8. Partizipation und Bedürfnisse: Partizipative Strukturen ermöglichen den Mitarbeitenden, aktiv an der Weiterentwicklung der inklusiven Strukturen und Inhalte mitzuwirken. Die Berücksichtigung von Bedürfnissen und Interessen trägt zur Stabilität und Zufriedenheit bei.
 

Fazit

Das Neudenken inklusiver Arbeitsstrukturen ist nicht nur notwendig, sondern auch möglich. Wir versuchen zu zeigen, wie innovative Ansätze, die auf Stabilität und individuelle Ressourcen abzielen, erfolgreich umgesetzt werden können. Mithilfe flexibler, dynamischer und partizipativer Strukturen können Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen nicht nur am Arbeitsleben teilnehmen, sondern auch ihre Potenziale voll entfalten. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiven und gerechten Gesellschaft, in der Vielfalt als Stärke erkannt wird.

Ausblick

Begleiten Sie uns heute Nachmittag auf unserer Veranstaltung zum Welttag der psychischen Gesundheit PSYCHE INKLUSIV zum Thema „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“. Hier geht es zum Programm: EX-IN M-V Seite

Quellen

Hier sind einige relevante Quellen zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen über inklusive Arbeitsstrukturen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen:

  1. Wissenschaftliche Erkenntnisse über inklusive Arbeitsstrukturen:
    • Brouwers, E. P. M., & Tiemens, B. G. (2019). „The effectiveness of workplace interventions for people with common mental health problems: a systematic review.“ Occupational and Environmental Medicine, 76(8), 568-575.
      • Diese Studie untersucht die Wirksamkeit von Arbeitsplatzinterventionen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und zeigt, dass flexible und unterstützende Strukturen positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben.
  1. Salutogenese und Kontinuum von Stabilität:
    • Antonovsky, A. (1996). „The salutogenic model as a theory to guide health promotion.“ Health Promotion International, 11(1), 11-18.
      • Antonovskys Konzept der Salutogenese bietet eine theoretische Grundlage für das Verständnis von Gesundheit und Stabilität als Kontinuum, was im Kontext inklusiver Arbeitsstrukturen von großer Bedeutung ist.

Diese Quellen bieten wertvolle Einblicke in die aktuelle Forschung und die theoretischen Grundlagen, die die Entwicklung inklusiver Arbeitsstrukturen unterstützen.