„Jedes fünfte bis sechste Kind in Deutschland wächst mit einem suchtkranken Elternteil auf. Das sind insgesamt drei Millionen Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen erleben Vernachlässigung und Gewalt, leiden oft ein Leben lang unter diesen Erfahrungen. Doch nur selten können sie ihre Stimme erheben. In den betroffenen Familien herrscht ein Schweigegebot, das den Kranken, die Familie, vor Stigmatisierung und Ausgrenzung schützen soll. Die Folgen für die Kinder sind oft dramatisch. Ihr Risiko, selber eine Sucht oder andere psychische Krankheit zu entwickeln, ist um ein Vielfaches erhöht. Mit der COA-Aktionswoche 2025 wollen wir den vergessenen Kindern eine laute Stimme geben.“ siehe: Website der Aktionswoche für suchtbelasteten Familien
Auch EX-IN M-V setzte sich für diese Thematik auf Social Media ein (Klick auf das Bild für den Weg zu Instagram):
Unsere Mitarbeiterin und Genesungsbegleiterin Maria Reuter von „Begleitung auf Augenhöhe“ hat sich mit der Thematik in Form eines Podcasts auseinandergesetzt:
Beschreibung der Folge
Ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin selbst ein erwachsenes Kind aus einer suchtbelasteten Familie. Lange Zeit habe ich geschwiegen, mich geschämt, versucht, alles zu verstecken. Ich dachte, ich wäre allein mit meiner Geschichte – bis ich gemerkt habe: Das bin ich nicht.
Wie es war, mit suchtkranken Eltern aufzuwachsen
Als Kind war Chaos mein Normalzustand. Ich habe früh gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen, Stimmungen zu deuten, mich anzupassen. Ich war nicht einfach nur ein Kind – ich war die, die Verantwortung übernommen hat, wenn es niemand sonst tat. Die, die versuchte, Harmonie herzustellen, während um sie herum alles zerbrach.
Ich fühlte mich unsichtbar. In der Schule habe ich funktioniert, nach außen hin war ich vielleicht ein normales Kind. Aber in mir drin sah es anders aus. Da war Angst – vor Ausrastern, vor Peinlichkeit, davor, dass jemand merkt, wie es wirklich bei uns zu Hause ist. Da war Wut – auf das, was war, auf meine Eltern, auf mich selbst, weil ich dachte, ich müsste einfach nur besser sein, dann würde sich alles ändern. Und da war Schuld – weil ich nicht helfen konnte, weil ich nicht genug war, weil ich überhaupt existierte.
Der Weg da raus
Lange habe ich gedacht, ich müsste das allein schaffen. Stark sein. Durchhalten. Bloß nicht auffallen. Doch irgendwann habe ich begriffen: Ich habe ein Recht darauf, gehört zu werden. Meine Geschichte zählt. Mein Schmerz zählt. Ich bin nicht dafür verantwortlich, meine Eltern zu retten – aber ich kann mich selbst retten.
Der Wendepunkt kam, als ich anfing, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Ich hörte ihre Geschichten und erkannte mich darin wieder. Ich verstand, dass meine Gefühle normal waren, dass ich nicht die Einzige war. Ich begann, Hilfe anzunehmen – in Therapien, in Selbsthilfegruppen, durch ehrliche Gespräche mit Menschen, die mich wirklich sahen.
Heute stehe ich hier, nicht als Opfer meiner Vergangenheit, sondern als jemand, der daraus gewachsen ist. Ich habe gelernt, mich selbst wichtig zu nehmen. Meine eigenen Grenzen zu setzen. Mich von Schuld und Scham zu befreien. Und genau deshalb bin ich jetzt laut.
Warum #ichwerdelaut so wichtig ist
Viele von uns haben gelernt zu schweigen, unsichtbar zu sein, ja nicht aufzufallen. Doch genau das müssen wir ändern. Wir müssen laut werden – für uns, für die, die noch mittendrin stecken, für die, die nach uns kommen.
#ichwerdelaut bedeutet für mich:
🔹 Meine Geschichte nicht mehr kleinzumachen.
🔹 Mich für die Kinder einzusetzen, die noch im Schatten stehen.
🔹 Zu zeigen: Es gibt einen Weg raus. Du bist nicht allein.
Danke, dass du zugehört hast. Wenn dir diese Folge gefallen hat oder du jemanden kennst, für den sie wichtig sein könnte, dann teile sie gerne. Und vergiss nicht: Deine Stimme zählt. Werde laut.